Seit Samstag habe ich ein Experiment laufen. Ich habe dieses Jahr erstmalig einen englischen Früchtekuchen für die Weihnachtszeit gebacken. Diese Prachtstücke muss man ja wohl tatsächlich schier ewig im Voraus backen und dann gut eingepackt liegen lassen, damit die Aromen durchziehen können. Hm, man wird sehen was passiert. Derzeit mache ich mir noch etwas Sorgen darüber, ob mein Kuchen in 4 Wochen nicht schön durchgezogen ist, sondern schimmelt ... aber andererseits: die Briten werden schon wissen, was sie tun.
Wer also noch Lust hat, mitzuexperimentieren und sich auch so einen kleinen Kuchen ins Treppenhaus / in den Keller / auf den Dachboden zu stellen, sollte folgendes bereithalten:
Hot toddy fruitcake / Englischer Früchtekuchen
Man braucht (für eine 20 cm-Springform):
* 200 ml starker, heißer schwarzer Tee (Darjeeling z.B., oder Earl Grey)
* 3 EL Whisky
* 3 EL Orangenmarmelade (ich habe eine mit möglichst dünnen Schalenstreifen genommen)
* 700 g gemische Trockenfrüchte (Äpfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen ... und noch mehr Aprikosen)
* 100 g Orangeat
* 100 g getrocknete Cranberries
* 225 g Butter
* 225 g brauner Zucker
* 4 Eier
* 225 g Mehl
* 1 TL mixed spice
* 1 TL Zimt
* Schale von 1 Zitrone
Und so wird's gemacht:
1) Die getrockneten Früchte klein schneiden (gleichmäßige, grobe Würfel). Den Tee, Whisky und die Marmelade verrühren, bis die Marmelade sich aufgelöst hat. Die Früchte, das Orangeat und die Cranberries dazugeben und unterrühren. Abdecken und über Nacht stehen lassen, damit die Früchte sich gut vollsaugen können.
So, nachdem das Trockenobst eine Nacht (und erfahrungsgemäß auch einen halben Tag, denn immerhin muss man ja auch arbeiten gehen) in Tee und Whisky baden durfte, geht es mit dem Kuchen weiter:
2) Den Ofen auf 140° C Umluft vorheizen. Die Springform (oder eine andere runde Form mit 20 cm Durchmesser) gründlich einfetten und mit Semmelbröseln ausstreuen - oder wahlweise auch noch mit Backpapier auslegen.
Die Butter und den Zucker mit den Quirlen des Handrührgeräts schaumig schlagen. Die Eier nacheinander dazugeben und jeweils gut unterrühren. Das Mehl und die Gewürze unterheben, dann die Zitronenschale und die eingeweichten Früchte zugeben. Sollte noch Flüssigkeit vom Einweichen übrig geblieben sein, so kommt diese auch in den Teig. Gut vermischen.
3) Den Teig in die vorbereitete Backform füllen und im vorgeheizten Ofen 1 1/2 Stunden backen.
4) Die Temperatur auf 120° C Umluft zurückschalten und den Kuchen weitere 1 1/2 Stunden backen. Es war nicht nötig, ihn abzudecken, da er trotz der langen Backzeit wegen der niedrigen temperatur nicht zu stark gebräunt hat. Aber hin und wieder mal einen Blick auf den Kuchen zu werfen, kann sicher nicht schaden!
5) Wenn der Kuchen fertig ist, aus dem Ofen nehmen und in der Form abkühlen lassen. Vorsichtig stürzen!
Den Kuchen dann mit einem Metallspieß mehrfach einstechen.
6) 50 ml heißen schwarzen Tee mit 2 TL Zucker und 1 EL Whisky mischen. Den Kuchen damit tränken, solange er noch nicht ganz kalt ist.
Den Kuchen bitte wirklich vorher vorsichtig aus der Form nehmen. Ich habe meinen Kuchen in der Form getränkt, und befürchte, dass das der Grund war, weshalb er ein bisschen zerbrochen ist ...
7) Den Kuchen über mehrere Stunden (oder über Nacht) vollständig auskühlen lassen. Dabei eventuell mit einem Tuch abdecken, damit keine vorwitzigen Fruchtfliegen den Weg zum Kuchen finden.
8) Wenn der Kuchen vollständig erkaltet ist, gründlich in Alufolie einwickeln und dann entweder in eine dichte Plastiktüte oder einen luftdichten Behälter geben.
Den gut verpackten Kuchen kühl und trocken stellen - beispielsweise in ein kühles Treppenhaus.
Wer den Kuchen jetzt fertig hat, kann ihn ruhig vier Wochen aufbewahren - sagt jedenfalls das Rezept! Wer mag, kann den Kuchen dabei jede Woche neu tränken: einfach wieder 50 ml Tee, 2 TL Zucker und 1 EL Whisky vorsichtig über den Kuchen geben. Gegebenenfalls wieder auskühlen lassen, fest verpacken und wieder wegstellen.
Ob es bei mir mit dem Kuchen was geworden ist, werde ich berichten!
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mixed spice:
Typische englische Pudding- oder auch amerikanische Pumpkin-Pie-Würzmischung. Da man sie eigentlich nicht bekommt, selber herstellen, beispielsweise nach diesem Rezept:
* 1 TL Piment
* 2 TL Zimt
* 1 TL Nelken
* 1 TL Muskat
* 1 TL Ingwer
nach Bedarf mörsern falls die Zutaten noch nicht gemahlen sind. Gut vermischen. Luftdicht verpacken und lichtgeschützt lagern.
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