Mittwoch, 31. März 2010

Früher war mehr -

und heute ist das einfach nicht mehr so.

 

 

Damit meine ich nicht die Menge Lametta am Christbaum, auch nicht die Masse der Geschenke zu verschiedenen Anlässen, nicht die Anzahl der Ostereier, die es Jahr für Jahr zu finden gilt. Ich schreibe hier ausnahmsweise einmal von etwas ganz und gar nicht materiellen.

 

Was ich meine ist, dass man früher irgendwie mehr geträumt hat. Dass man mehr erwartet hat vom Leben, Größere Pläne hatte, wildere Fantasien, irrere Ideen, die man umsetzen wollte.

Früher wollte man was erleben. Raus, weg, auf die Straße. Dinge bewegen. Große Dinge. Reich werden. Berühmt. Mächtig. Wunderschön. Eine Prinzessin, ein Samurai, ein Assassine, ein Held, ein Drachentöter, ein Weltenretter, ein Astronaut, ein Erfinder, ein böses Genie, ein genialer Bösewicht, ein bewunderter Sänger, ein Präsident. Indiana Jones, Lucky Luke oder Billy the Kid, Captain Jack Sparrow, Darkwing Duck, ein Elf, ein Zwerg, ein drachentöterfressender Drache, ein Wunderheiler, ein Gesetzloser, fern abseits aller Regeln und Bräuche, jemand der nur auf sich selbst hört und niemandem Rechenschaft schuldig ist - nicht den eigenen Eltern, Geschwistern, und schon gar nicht einem Lehrer oder Richter. Dennoch jemand, der das Herz am rechten Fleck hat. Ein Robin Hood, der nur deshalb Böses tut, weil er damit eigentlich Gutes tut.

Die allergößte große Liebe wollte man finden. Frei sein.

Ich wollte das alles immer. Einfach aufstehen, ein paar Sachen einpacken und auf und davon mit mir! Raus auf die Straße und immer weitergehen, weiter, weiter, bis man weit weit weg von zuhause ist, und dann von da eine Karte nach Hause schreiben.

Oder die Zeit wechseln. In längst vergangenen Tagen leben, als vogelfreier Gaukler, als Feuerschlucker, Jongleur, Possenreißer oder vielleicht sogar als Monstrosität in einem Monstrositätenkabinett.

In ferner Zukunft die Sterne bereisen.

Mehr als einmal zu guter Letzt das Böse bezwingen und siegreich und ruhmreich nach Hause zurückkehren. Erschöpft. Mit Staub an den Füßen und grauen Haaren an den Schläfen. Aber tapfer, bewundert, idealistisch.

 

 

Heute ist das irgendwie anders. Heute ertappe ich mich dabei, wie ich von einem kleinen Häuschen träume, mit einer großen Küche, einem Kamin im Wohnzimmer und einer Terasse davor. Wie ich davon träume, im Frühling draußen zu frühstücken oder an lauen Sommernächten in meinem kleinen Garten zu sitzen, mit einem Glas Rotwein in der Hand, ein Windlicht auf dem Tisch und den Füßen auf einem kleinen hölzernen Hocker, während die Grillen zirpen, der Wind in den Zweigen der Bäume singt, und sich über mir ein gewaltiger, sternenklarer Nachthimmel wölbt, an dem langsam und gemächlich ein großer, kreisrunder Mond aufgeht.

 

Bodenständige Träume sind es geworden, die ich träume. Träume mit Mann, Familie und Eigenheim.

Träume, die sich darauf beschränken, dass es Samstagmorgen ist, und viertel vor elf. Davon, dass ich gerade aufgestanden bin in meinem kleinen, bürgerlichen, gut sortierten Leben mit meinen Liebsten um mich herum. Träume von frisch aufgebrühtem Kaffee und frischen Brötchen. Von Butter und Honig. Von Muffins und Napfkuchen.

Von langen Abenden auf dem Sofa vor dem Fernseher oder mit einem guten Buch.

 

 

Manchmal vermisse ich die alten Träume ein bisschen.

Aber mehr und mehr finde ich, dass die neuen auch vieles für sich haben.

 

Ich fürchte, ich bin ganz schrecklich erwachsen geworden.

  

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