Am Wochenende waren wir in Düsseldorf. Und was als harmloser Tagesausflug begann – und endete – stellte sich zwischenzeitlich als ein Rollenspiel erster Güte heraus. Eines, in welchem wir feststellen mussten, nur sehr unzureichend gerüstet und bewaffnet zu sein!
Zuerst mussten wir unser ganzes Geschick und unsere gemeinsamen Logikwerte (knapp 30, würde ich sagen) anwenden und gegen den Ticketautomaten der Deutschen Bahn antreten (dessen Unlogikkeitsstrahl die Logikwerte des Spielers um gut 40 herabsetzt) und diesem in minutenlangem Kampf ein bezahlbares und dennoch ausreichendes Ticket für die Fahrt nach Düsseldorf entringen – ich kann voller Stolz kundtun, dass es uns gelang!
Ob es sich allerdings wirklich um das richtige Ticket gehandelt hat, hat sich noch nicht erwiesen, da wir letztlich keinem Ticketkontrolleur in die Arme liefen …
In Düsseldorf angekommen haben wir uns ein wenig auf der Immermannstraße umgesehen und in den japanischen Läden gestöbert. Viel haben wir allerdings nicht mitgenommen, weil wir von etlichen Dingen einfach nicht wussten, was sie sind (ich gestehe, mein Japanisch lässt zu wünschen übrig). Gefunden haben wir aber endlich Shirataki-Nudeln!
Die sollen ja angeblich so gut wie keine Kalorien enthalten und trotzdem nicht so sehr nach glibbrigem Gelee schmecken, wie sie aussehen. Ich bin gespannt, sobald sie getestet wurden, werde ich berichten.
Der restliche Einkauf hielt sich auch deshalb in Grenzen, weil wir natürlich nicht so wahnsinnig viel tragen konnten (Zugfahren hat eben auch so seine Nachteile). Mehr als ein paar Süßigkeiten wurden es dann also nicht.
Alles so schön bunt! Mit Erdbeerschokolinsen!
Und die sinjd echt witzig, die kleinen Keks-Schoko-Pilze ...
Danach sind wir noch zum Unlicht gegangen (ein irrsinnig böser, schwarzer Laden für irrsinnig böse, schwarze Leute!), weil ich jetzt schon seit einer ganzen Weile eine sündhaft teure Flasche Absinth zuhause stehen habe, den ich stilecht trinken will. Soll heißen, mit Absinthgläsern und –löffeln mit einem Zuckerstück und Wasser!
Das scheitert bislang vor allem an den besagten Löffeln. Gut, Unlicht war 2 km entfernt (wir haben uns davon nicht abhalten lassen und stiefelten los) und die Absinthlöffel nicht schön und auch nicht preiswert (wovon ich mich sehr wohl habe abhalten lassen!), sodass wir unverrichteter Dinge die besagten 2 km wieder zurückstiefelten. Umso reiner war unser Gewissen, als wir uns zum Essen begaben.
Vorher ereignete sich allerdings noch diese Rollenspielepisode …
Weil wir eigentlich gern Matcha kaufen wollten – also japanisches Grünteepulver, simpel gesagt – und den zwar endlich gefunden aber für unbezahlbar teuer befunden hatten (mein Freund, der alte Geizkragen … nichts für ungut, Schatz, wenn du das hier liest!), und weil wir an einem Teeladen vorbeikamen, als wir zum Unlicht wollten, hatte ich diese glorreiche Idee, da doch mal nachzufragen … was ich natürlich nicht wusste, war folgendes: der Teeladen war ein Dungeon, der Teeverkäufer ein Bossmonster.
Seine Attacken: Redeschwall (Angriffswert 10) und Überredungskunst (Angriffswert 15) gepaart mit dem Bonus Wissenschaftlich fundiertes Halbwissen (Angriffwert 5).
Insgesamt also ein Angriffswert von 30.
Unsere Verteidigung: knapp 20, wenn es hoch kommt. Darauf entfielen dann aber noch einige Nachteile: Höflichkeit (- 5 Verteidigung gegen Redeschwall, das bedeutet, wenn man den Gegner unterbrechen will, geht das nicht sehr gut, weil man so gut erzogen ist), Bestehendes Kaufinteresse (-5 Verteidigung), Persönliches Interesse (- 10 Verteidigung) und Freizeit (- 5 Verteidigung, weil es einfach keinen Grund zur Eile gibt).
Insgesamt also ein recht magerer Verteidigungswert von -5 …
In der Tat gab es in dem Teeladen keinen Matcha. Dafür aber den besten Grüntee, den es für Geld zu kaufen gibt (Sencha mit Ingwer und schwarzem Pfeffer) – denn dieser Tee kann alles! Er heilt Wunden, reinigt Körper und Geist, lässt das Haar sprießen und die Muskeln wachsen, sorgt für innere Ruhe und Ausgeglichenheit sowie für körperliche Fitness, wer ihn trinkt, braucht weder Zahn- noch Hausarzt und schon gar keine Tabletten, Pülverchen und Pillen, denn mit diesem Tee wird alles in unserem Körper reguliert und verbessert (so oder ähnlich die Ausführungen des siegreichen Bossmonsters Teeverkäufer, Level 28).
Das Schlimme ist: ich kaufe normalerweise keine Wunderheilmittel, ehrlich nicht. Aber in diesem Fall war ich ehrlich beeindruckt (ihr wisst schon, Angriffswert 15 für Überredungskunst). Aber weniger von dem Tee, als von der Art und Weise, wie der Mann mich ansah und ansprach – und genau wusste, woran ich leide!
Mal ehrlich, das war wirklich gruselig … da ging es auf einmal um dauerhafte Müdigkeit, um Kopfschmerzen, um schlechten Schlaf, um innere Unruhe, um Herzklopfen, um Gelenkschmerzen – und das alles mit diesem Blick, als ob er wirklich genau wüsste, dass ich immer müde bin, dass ich schlecht schlafe, dass ich angespannt bin, dass mir die Knie weh tun und so weiter und so fort.
Und dann die Frage „Warum sind Sie müde?" (auf die ich wirklich gerne eine Antwort gewusst hätte!) mit der Antwort, dass es ja gar nicht nötig sei, müde zu sein – dass mein Körper nur übersäuert wäre, und ich mit diesem Tee (und einer gewissen Ernährung) sowie mit dem Verzicht auf Kaffee (den man, wie ich nun lernte, nur in Wüstenregionen sinnvollerweise trinken kann) meinen Körper ausgleichen könnte.
Und dann wäre alles wieder gut.
Nach 6 – 7 Wochen bin ich aktiviert und reguliert und kerngesund!
Vielleicht bin ich Leicht Zu Beeinflussen (- 10 Verteidigung), vielleicht hätte ich den Tee so oder so gekauft, weil ich grünen Tee mag, vielleicht hat er ja tatsächlich Recht (und die Wissenschaft kann wahrlich nicht alles abstreiten, was er uns erzählt hat, über grünen Tee, über Kaffee und über Honig, und über … ach, was weiß ich denn was noch!).
Ich habe ihn jedenfalls gekauft.
Über die kommenden Wochen werde ich also über meinen Selbstversuch mit Dem Besten Tee Den Es Für Geld Zu Kaufen Gibt berichten!
Zurück bei den japanischen Läden sind wir dann endlich essen gegangen, und zwar im Takumi, einem Laden der hauptsächlich japanische Nudelsuppen serviert, in rieseigen Schüsseln zu eigentlich recht annehmbaren Preisen.
In einem Wort:
Empfehlenswert!
In etwas mehr Worten:
Mein Freund hat eine Sojanudelsuppe gegessen, mit frittierten Hähnchenstücken und knackigem Pak-Choi obenauf, ich entschied mich ebenfalls für Soja, mit einem weichgekochten halbierten Ei und gebratenem Schweinefleisch drauf. Als Vorspeise teilten wir uns eine Portion Gyoza, gebratene Teigtaschen mit einer Füllung aus Hähnchenfleisch und Gemüse (eine Menge Lauch war drin).
Was soll ich sagen? Die Gyoza waren köstlich, die Suppe großzügig bemessen und voller knackiger Sprossen und einer Menge Nudeln, die erwartungsgemäß die Instantnudeln von Nissin um Längen schlugen. Für den großen Hunger hätte man sogar gratis Nudeln nachbestellen können, und das für einen Kostenpunkt von etwa 10,00 € pro Suppe, was wirklich angemessen war!
Ich könnte mir also gut vorstellen, da öfter einzukehren, auch oder gerade wegen der nudelschlürfenden Japaner und der Bedienung, die mit ehrerbietiger Verbeugung das Geld entgegennimmt, auch oder gerade wegen der japanischen Rechnung, die sich nicht nachvollziehen lässt (selber rechnen, lautet da die Devise).
Sehr lecker!
Anschließend ging es dann in die Altstadt, einmal ans Rheinufer und dann fluchtartig wieder ein paar Meter davon weg in die Nebenstraßen, in denen nicht lauthals Oktoberfest gefeiert wurde. Wir haben dann auch eine gemütliche kleine Cocktailbar gefunden, in der wir uns ein paar Drinks genehmigt haben (Mai Tai, Zombie, Pina Colada, Long Island Ice Tea, Tequila Sunrise und Sex on the Beach).
Um halb elf waren wir schon wieder daheim und haben den Tag bei einem Glas 43er mit Milch ausklingen lassen.
Am Sonntag – völlig unverkatert, nur damit ihrs wisst! – haben wir kurzerhand einen Gammeltag einlegen wollen, wurden dann aber noch spontan zum Waffelessen bei meinen – wie sagt man so schön? – Schwiegereltern in spe eingeladen. Abends gab es dann wieder mehr oder weniger selbst gekochtes – Fischstäbchen aus dem Backofen mit selbstgemachtem Kartoffelpü und Blattspinat.
Dann wurden noch Soba-Nudeln für unser heutiges Mittagessen gezaubert und dann war auch dieser Tag schon wieder vorbei.
Heute gibt es dann eine schöne wärmende Minestrone gegen den Herbstblues … und natürlich grünen Tee.
Und immer wieder grünen Tee.
P.S.: Ach ja – die posttitelgebenden Terrorblondinen! Das war eine Gruppe make-up-verkrusteter, hochhackiger, wasserstoffblondierter Tussitaschenträgerinnen mit einem Lachen geradewegs aus der Hölle, die am Samstag abend ebenfalls ein bisschen Spaß in Düsseldorf haben wollten.
Gut nur, dass wir weit weg von ihnen waren!
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