Seit ich gelesen hatte, dass man gezuckerte Kondensmilch in Dosen zu einer herrlich pappsüßen Karamellcreme umwandeln kann, indem man die geschlossene Dose zwei Stunden lang kocht (wobei man angeblich nur darauf achten muss, dass die Dose bedeckt ist, damit sie nicht explodiert), war meine Neugier geweckt. Zugegeben, die Zubereitungsweise machte mir irgendwie Angst; außerdem wollte ich auch nicht wirklich die Küche renovieren müssen, also habe ich bislang die Finger davon gelassen. Dann fiel mir aber ein Rezept für eine amerikanische “Apple-Toffee-Tarte” in die Hände, die mit genau dieser Karamellcreme arbeitet.
Jetzt oder nie, dachte ich mir also, und habe eine Dose Kondensmilch gekauft. Und damit war ich nicht einen einzigen Schritt weiter … weil ich nicht bedacht hatte, dass wir nicht in Amerika sind, sondern in Good Old Germany, wo Kondensmilch üblicherweise nicht gezuckert verkauft wird. Ich hätte die Dose also kochen können, solange ich wollte, aber Karamellcreme wäre daraus nicht geworden.Ich habe mich dann dazu entschlossen, das ganze etwas unfallfreier zu versuchen. Die Dose wurde also geöffnet, in eine feuer- und mikrowellenfeste Schüssel umgefüllt, mit 200 g Zucker versehen und v o r s i c h t i g gekocht (in der Mikrowelle), dabei immer wieder v o r s i c h t i g umgerührt, bis das ganze von weiß zu karamellbraun gwechselt hatte und dabei cremig geworden war. In etwa so wie ein dünner Brotaufstrich, ein bisschen wie Marmelade. Ich sage das mit dem “vorsichtig” ganz bewusst, weil ich natürlich sofort wieder einmal mit den Gemeinheiten der Physik konfrontiert wurde: Siedeverzug! Es genügt zu sagen, ich holte die Schüssel aus der Mikrowelle, hatte eben den Schneebesen eingetaucht um umzurühren, da schäumte mir die ganze Pracht auch schon in heller Freude entgegen und suchte sich den direkten Weg über sämtliche Küchenfronten auf den Fußboden. Es genügt auch zu sagen, dass ich danach eine ganze Weile mit Putzen befasst war … was eine klebrige Sauerei.
Gut, letztlich hatte ich dann aber doch Karamellcreme, zwar mir Sauerei aber zumindest ohne explodierende Konservendosen. Wir merken uns also das Verhältnis: eine Dose / Tüte Kondensmilch à 400 g, dazu 200 g Zucker und eine Mikrowelle auf gaaanz niedriger Stufe plus eine Weile Zeit = leckere Karamellcreme, die tatsächlich auch auf Brot schmeckt.
Aber heute wollen wir kein Brot essen, sondern Kuchen. Ich habe mich an das besagte Rezept begeben, aber statt einer großen flachen Tarte lieber einen schönen kleinen dicken Apfel-Toffee-Kuchen gebacken, in einer Springform mit 20 cm Durchmesser. Wie niedlich! Die hier angegebenen Mengen beziehen sich auch auf diese Größe. Im Originalrezept wird die doppelte Menge für eine 28-cm-Tarteform benutzt. Sucht euch was aus.
Apfel-Toffee-Kuchen
Man braucht (für eine Springform mit 20 cm Durchmesser):
* 1 Dose Kondensmilch, nach obigen Hinweisen karamellisiert
* etwas Fett und Paniermehl für die Form
* 125g Mehl
* 88g kalte Butter in Stückchen
* 63g Zucker
* 1 Prise Salz
* 1 Ei
* 15g Speisestärke
* 150g Äpfel
* evtl. Creme fraîche und Apfelspalten zum Servieren
Und so wird’s gemacht:
1) Die Form einfetten und mit Paniermehl ausstreuen. In einer Schüssel Mehl, Butter, Zucker, 1 Prise Salz und 1-2 EL kaltes Wasser mit den Knethaken des Handrührgeräts und / oder per Hand zu einem Teig verkneten. Es macht nichts, wenn der Teig nicht ganz glatt wird. Den Teig in die Springform geben und mit der Hand auf dem Boden verteilen, dabei an den Ränden etwas hochziehen. Alles gleichmäßig festdrücken. Eine halbe Stunde kalt stellen, eventuell auch länger.
2) Die Karamellcreme mit dem Ei verquirlen. Die Stärke darauf sieben und gut unterrühren. Den Boden wieder aus der Kühlung nehmen, mit einer Gabel mehrfach einstecken. Mit Backpapier auslegen und mit Hülsenfrüchten beschweren. Dann im Ofen bei 150°C 10 Minuten vorbacken.
3) In der Zwischenzeit die Äpfel nach Belieben schälen (in meinen Augen ist das nicht zwingend nötig), vierteln, entkernen und in kleine Würfel schneiden. Die Apfelstücke unter die Karamellcreme heben.
4) Den Boden aus dem Ofen nehmen, das Backpapier und die Hülsenfrüchte entfernen. Die Karamellcreme auf dem Boden verteilen, etwas glatt streichen und wieder in den Ofen geben. Bei gleicher Temperatur etwa 40 Minuten lang backen. Stäbchenprobe nicht vergessen! Wenn der Kuchen in der Mitte noch etwas – also nicht mehr flüssig ist - wackelt und am Stäbchen aber nicht mehr viel kleben bleibt (etwas so wie bei einem Käsekuchen), ist der Kuchen fertig. Aus dem Ofen nehmen, einmal genüsslich schnuppern, etwas abkühlen lassen. Dann aus der Form lösen und vor dem Servieren evtl. mit Creme fraîche und Apfelspalten garnieren.
5) Schmecken lassen!
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